Es ist schon spät

…es ist schon spät…

…sehr spät…

…zu spät… wofür

… oder doch nicht?

 

Im ersten Anblick scheint es in meinen Arbeiten für alles zu spät zu sein. Selbst das Wenige, das lebt, verweist auf den Tod. Hier werden Tiere gezeigt, schwerst verwundet, zerstückelt, überfahren, ertrunken und vergessen in ihrem Leid.

Leichte Kost ist das nicht!

Mancher wird sich angeekelt wegdrehen, mancher starr davorstehen – die Bilder sollen zum Innehalten anregen. Innehalten und Reflektieren. Detailliertes Schauen ist erlaubt und gewünscht!

Wenn man dann genau hinsieht, wird man den Glanz in den Augen des Hasen, die munteren Bewegungen der Hühner, die mystische Farbigkeit der Auster und das angelaufene Plastiksackerl der Fische bemerken. Atmen die Fische etwa? Hüpft der Hase im nächsten Moment weg?  Oder fliegt etwa die Möwe durch die Nacht?

Zufall? – Nein! Alles arrangiert, jahrelang minuziös geplant und haarklein komponiert, damit das abschreckend Herbe erträglich wird. Damit die konzeptionierte und wuchtige Ästhetik eine Versöhnung zwischen Härte und Erträglichkeit schafft. Damit mit Philippe Ariès Worten beschrieben, der Tod weniger „evakuiert“ und mehr „humanisiert“ wird. Damit der notwendige Tod nicht mehr schambesetzt und angstbehaftet, sondern ein würdiges Ende wird, ein biologischer Vorgang, der zum Leben gehört und dieses erst möglich macht.

 

Es ist nicht zu spät!

  

Christa Knott